Mit fahrlässiger Tollkühnheit

Was der Schreiber so liest (29):

Patricia Highsmith: Der talentierte Mr. Ripley (1955)

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Patricia Highsmith: Der talentierte Mr. Ripley. Diogenes, 2002

Es gilt allgemein als verpönt, wenn man Krimis „spoilert“, wenn man dem Leser wesentliche Handlungselemente verrät, bevor er das Buch aufschlägt. Bei Patricia Highsmiths „Der talentierte Mr. Ripley“ darf man da getrost eine Ausnahme machen. Schließlich – es ist ja auch kein Geheimnis, dass Faust ein Verhältnis mit dem minderjährigen Gretchen eingegangen ist. Und Highsmiths Mr. Ripley ist nun einmal ein Monument. Jeder, der sich ernsthaft mit Kriminalliteratur beschäftigt – egal, ob als Leser oder als Schreiber – sollte Highsmith gelesen haben. Genauso wie die Bücher von Edgar Allan Poe und Agatha Christie, Raymond Chandler und Rex Stout, Petros Markaris und P.D. James, Arkadi Adamow und Polina Daschkowa, Andrea Camilleri und Henning Mankell, Horst Bosetzky (-ky) oder Michael Preute (Jacques Berndorf) … ich höre wohl besser auf.
Patricia Highsmith begründete ihren Ruhm vor allem darauf, die bis dato geltenden Konventionen des Kriminalromans vollkommen auf den Kopf gestellt zu haben. Bei Highsmith siegt das Böse über das Gute; der Mörder Ripley kommt davon.
So einfach? So einfach ist das nicht… „Mit fahrlässiger Tollkühnheit“ weiterlesen

Hinunter bis in die Hölle

Was der Schreiber so liest (24)

Stephen King: Der Outsider (2018)

Stephen King: Der Outsider. Heyne Verlag München, 2018

Pünktlich im Herbst beschenkt uns der Meister des Grauens. Zwischendurch spuckt er noch ein paar kleinere Spukgeschichten aus, sodass die Fans von Stephen King immer wieder etwas zu lesen haben.
Das 2018er Werk heißt „Der Outsider.“ Stephen King erzählt darin die Geschichte eines schrecklichen Kindsmordes. Augenzeugenberichte und die Spurenlage weisen auf den bislang unbescholtenen Baseballtrainer Terry Maitland. Der indes hat ein einwandfreies Alibi, was sich erst nach seiner Verhaftung zeigt. Mehr noch: Je tiefer die Ermittler um Ralph Anderson graben, umso mehr Ungereimtheiten treten zu Tage. Dumm nur, dass der Verdächtige auf den Stufen des Gerichts vom Bruder des Opfers erschossen wird.
Es ist einer der Schwachpunkte des „Outsiders“, dass der Übergang von einem packenden Thriller in eine übernatürliche Geschichte diesmal nicht fließend geschieht, „Hinunter bis in die Hölle“ weiterlesen

Der erste Polizeicomputer

Was der Schreiber so liest (16)

Wolfgang Held, Mord in der Distel-Bar (1968, neu 2011)
Der Verleger Michael Kirchschlager drückte mir Ende vergangenen Jahres Wolfgang Helds „Mord in der Distel-Bar“ in die Hand. Es wurde 1968 unter dem Titel „Der letzte Zeuge“ veröffentlicht. Erst 2011 grub Kirchschlager das Buch wieder aus und ließ es als Band 1 der Reihe „Tatort Thüringen“ neu drucken. Doch ebenso wie 1968 blieb es auch 2011 bei einer Auflage – Kirchschlager stellte die Reihe alsbald wieder ein.
Mit „Mord in der Distel-Bar“ verarbeitete Wolfgang Held (1930-2014) einen realen Kriminalfall, der sich 1964 in Weimar ereignete, und bei dem Held als Gerichtsreporter der Zeitung „Das Volk“ ziemlich dicht dran war. In der „Distel-Bar“, einem Bierausschank in einer Weimarer Gartenanlage, wird eine Frau mit einem Hirschfänger ermordet, und dabei übel „Der erste Polizeicomputer“ weiterlesen

Das Dilemma des Regionalkrimis

Was der Schreiber so liest (13)

Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben

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Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben. Scherz 2015

In einem Kurort, einem bayerischen zudem, in dem Zugereiste bis ans Lebensende Fremde bleiben, in dem höchstens deren dort geborene Kinder eine Chance haben, als Einheimische zu gelten, assimiliert sich ausgerechnet ein Schwede innerhalb von fünf Jahren so, dass „kaum jemand wusste“, wer und was sie früher waren. Warum macht der Jörg Maurer das? Weil er einen Regionalkrimi schreiben will, weil er den an sich tollen Plot, der wohl am besten in Schweden angesiedelt wäre, unbedingt auf seinen bayerischen Kommissar Jennerwein aufpfropfen muss! Ob das gelingt? „Das Dilemma des Regionalkrimis“ weiterlesen

Fünf Sterne für Olczak

Was der Schreiber so liest (9)

Martin Olczak: Die Akademiemorde (2014)

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Martin Olczak: Die Akademiemorde. btb 2016

Ich gestehe, ich mag keine Schweden-Krimis mehr. Per Wahlöö ist schon lange tot seine Partnerin Maj Sjöwall (81) hat vor sieben Jahren das letzte Buch veröffentlicht, und seit die Literaturwelt vor gut einem Jahr auch noch Henning Mankell an den Krebs verloren hat, scheint die skandinavische Krimiliteratur nur noch aus saufenden und verzweifelten Ermittlern zu bestehen, die mit ebenso haarsträubenden wie unrealistischen Methoden Jagd auf ebenso blutrünstige wie klischeehafte Psychopathen machen. Immerhin, die Larsson-Trilogie soll sehr gut sein; hier will ich mir kein Urteil erlauben, weil ich sie nicht gelesen habe.
So ist mein Misstrauen erklärlich, als mir der Weihnachtsmann Martin Olczaks (geb. 1973) „Die Akademiemorde“ unter den Baum legte. Nun – ich habe das Buch in fünf Tagen verschlungen und bin begeistert. „Fünf Sterne für Olczak“ weiterlesen

Ein Koffer voller Notizen

Was der Schreiber so liest (3)

Stephen King: Finderlohn (2015)

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Stephen King: Finderlohn. Heyne Verlag 2015

Rund 2000 Wörter schreibt Stephen King täglich. Ein Pensum, das seinen Fans Jahr für Jahr einen dicken Wälzer beschert und ihm den Ruf eines oberflächlichen Vielschreibers eingebracht hat. Zu Unrecht – wer nachrechnet, stellt fest, dass ihm genügend Zeit für Überarbeitungen bleibt.
In diesem Herbst liegt »Finderlohn« in den Buchläden. Damit knüpft er unmittelbar an »Mr. Mercedes« (2014) an, ohne den Roman fortzuschreiben. Der begnadete Schriftsteller John Rothstein wird von einem psychopathischen Fan ermordet, der vor allem an den Notizbüchern Rothsteins interessiert ist, in denen dieser seine Romantrilogie fortschrieb. Die Bücher versteckte der Mörder gut, aber dann „Ein Koffer voller Notizen“ weiterlesen

Rennsteig-Schwalben

Rennsteig-Schwalben
Rennsteig-Schwalben, Emons Verlag Köln, 2015

Klappentext:

Im beschaulichen Riedburg bricht ein Mann nach einer Verfolgungsjagd tot zusammen. Hat die Polizei zu hart zugegriffen? Noch während Polizeireporter Peter Hartmann den ersten Theorien nachgeht, wird die Leiche geraubt – und die beiden Bestatter werden regelrecht hingerichtet. Wenig später findet man im Thüringer Wald einen weiteren Toten. Hartmanns Recherchen führen ihn auf die Spur eines Rudels menschlicher Wölfe…
Realistisch, authentisch, aufrüttelnd: ein mitreißender Kriminalroman aus Thüringen.
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Thüringer Quelle

Thüringer Quelle
Thüringer Quelle, Emons Verlag Köln 2014

Klappentext:

Zeitungszusteller Gerald Eberwein hat das Herz am rechten Fleck – und er kennt die Leute im Dorf. Als er morgens einen Toten auf der Dorfstraße entdeckt, wird er für Polizeireporter Peter Hartmann zur wichtigsten Quelle. Während die junge Kriminalkommissarin Steffi Schmaerse den Täter in den Reihen der Opfer eines ehemaligen Stasi-Offiziers sucht, bringt Eberwein den Reporter auf eine ganz andere Spur: Ist der Tote womöglich nur das Opfer einer Verwechslung?
Der Reporter und die Kommissarin: ein ungleiches Paar mit Zündstoff. Trocken, realistisch und humorvoll erzählt – ein rasantes Lesevergnügen.
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Rostbratwurst

Rostbratwurst
Rostbratwurst, Emons Verlag Köln, 2013

Klappentext:

Christian Wendler ist einer ganz großen Story auf der Spur. Die Spur des niedersächsischen Fleischskandals schein bis nach Thüringen zu führen. Drahtzieher ist ein skrupelloser Gangster, der sich Jesus nenn. Doch plötzlich ist Wendler tot. Reporterlegende Peter Hartmann plagt das schlechte Gewissen. Er hatte die Theorien seines jungen Kollegen immer als Unsinn abgetan. Jetzt will er der Sache selbst nachgehen – und begibt sich in tödliche Gefahr, denn in diesem blutigen Geschäft zählt ein Menschenleben nicht.
Ein Krimi aus der Journalistenszene mit einem realistischen Blick hinter die Kulissen. Jägers Geschichten könnten jederzeit genau so passieren.
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Krügers Erbe

Krügers Erbe
Krügers Erbe, Greifenverlag Rudolstadt 2010
Vergriffen

Klappentext:

Als im August 2007 der Fahrradkurier Stefan Krüger im thüringischen Riedburg erschlagen wird, deutet alles auf Raubmord hin. Doch Krügers scheinbar unauffälliges Leben birgt ein düsteres Geheimnis. Davon erfährt als erster Peter Hartmann. Der Journalist wurde von Krüger als Erbe eingesetzt – und erhält verschlüsselte Botschaften, die ihn zu einem Millionen-Vermögen in Luxemburg führen. Auf der Suche nach den Quellen des Geldes gerät er immer tiefer in einen Sumpf aus Pornografie und sexuellem Missbrauch, der auch vor Minderjährigen nicht Halt macht. Am Ende löst er den Fall eher unfreiwillig – und muss sich endlich entscheiden.

Klaus Jäger: Krügers Erbe. 2. Auflage 2020

10 Jahre später:

Im Jahr 2010 fiel der Apoldaer Zwiebelmarkt auf den 25. und 26. September. Ich war damals als Lokalchef der „Thüringer Allgemeinen“ in Apolda tätig, so war der Markt für mich ein Pflichttermin. Dennoch stahl ich mich für ein paar Stunden fort: Im Rudolstädter Handwerkerhof, in dem auch der Greifenverlag seinen Sitz hatte, feierte „Krügers Erbe“ Buchpremiere – mein erster Kriminalroman.
Doch dem Buch Debüt war ein schlechter Start beschieden.
Kleiner Zeitsprung: März 2011, Leipziger Buchmesse. Gleich zwei Auftritte zu „Leipzig liest“, einer im „Centralkabarett“, einer am Messestand meines Verlages, machten mich stolz wie Bolle. Doch des Verlegers Finanzchefin, praktischerweise auch die Lebensgefährtin des Mannes, goss jede Menge Wasser in den Wein: Der Greifenverlag hat Insolvenz angemeldet. Na großartig. Und das nur wenige Tage vor dem Termin, an dem ich meine ersten Tantiemen für den Buchverkauf erhalten sollte. So blieb „Krügers Erbe“ für mich eine Nullnummer. Mehr noch: Weil bis zur Abwicklung des Unternehmens nur noch wenige Exemplare verkauft wurden, musste ich tief in die Tasche greifen, um der Insolvenzverwalterin noch die Restexemplare abzukaufen.
Geschichte.
Durch diese Konstellation kam es, dass mein „kriminales Quartett“ um den Polizeireporter Peter Hartmann und die Kriminalkommissarin Steffi Schmaerse, bestehend aus „Krügers Erbe“, „Rostbratwurst“, „Thüringer Quelle“ und „Rennnsteig-Schwalben“ praktisch zu keinem Zeitpunkt komplett erhältlich war. Weil aber vor allem später immer wieder nach meinem Erstling gefragt wurde, habe ich mich anlässlich des zehnten Geburtstages entschlossen, die Ursprungsversion von „Krügers Erbe“ zu überarbeiten. Es ist dabei kein neuer Krimi entstanden – die Handlung stimmt bis in ihre Details mit der des Originals überein. Doch ein paar stilistische Schnitzer sind verschwunden, ein paar Schönheitsfehler ausgemerzt, ein paar überflüssige Sätze bekamen meinen Rotstift zu kosten.
Irene Repp aus Augsburg war so nett, der wirklich kleinen Neuauflage auch ein neues Cover zu verpassen. Außerordentlich gelungen, finde ich.
Das Buch ist ab sofort zum Preis von 10,90 Euro (zzgl. 2,20 Euro Versand) über meine Mail-Adresse erhältlich.

Und weil Krüger Geburtstag hat, bekommt Ihr die Geschenke: Die Titel „Rostbratwurst“, „Thüringer Quelle“ und „Rennsteig-Schwalben“ gibt es bei mir für jeweils 5,90 Euro (statt 9,90 bzw. 10,90) zzgl. 1,90 Euro Versandkosten.
Das Dreierpaket gibt es für 14 Euro (statt 31,70) zzgl. 3,70 Euro Versandkosten.
Das komplette Quartett könnt Ihr bei mir für 24 Euro (statt 42,60) zzgl. 3,70 Euro Versandkosten erwerben.
Freilich gilt das nur, solange der Vorrat reicht.