Die Thüringer Schriftstellerin Antje Babendererde wurde vor drei Wochen mit dem Delia Literaturpreis Junge Liebe 2022 ausgezeichnet. So steht es heute in den „zusammengeschlossenen“ drei Thüringer Tageszeitungen TA, TLZ und OTZ.
Eine drei Wochen alte Nachricht. Dabei weiß das Kulturressort der Funkemedien Thüringen bereits seit dem 18. März von der Auszeichnung, hat aber zwei entsprechende Mails geflissentlich „übersehen“, sprich: ignoriert. Erst nach meiner heftigen Intervention am Donnerstag bei Jan Hollitzer, dem Chefredakteur der TA, erschienen nun diese 16 dürren Zeilen zu der Ehrung.
Hat sie sich der zuständige Kulturredakteur abringen müssen? Was soll diese Ignoranz? Sind Thüringer Schriftsteller für die Thüringer Tageszeitungen in ihrer Bedeutung für das Kulturleben des Landes eine eher zu vernachlässigende Größe? Inzwischen gab es Nachrichten unter anderem über die Eröffnung eines Literaturhauses in Göttingen oder die Literaturtage in Sachsen-Anhalt – auch wichtig, freilich. Nun liegt es mir fern, Redakteuren vorzuschreiben, was wann im Blatt zu stehen hat; das ist und bleibt deren hoheitliche Aufgabe. Aber einen Literaturpreis, der jährlich auf der Leipziger Buchmesse überreicht wird, einfach zu verschweigen … Was will man damit bezwecken, welche Motive stecken dahinter? „Künftig ohne mich“ weiterlesen
Blick in die Werkstatt
Andere Schriftsteller haben damit offenbar kein Problem. Die Großen tun es mit Souveränität, die Kleinen, weil sie manchmal zu wenig Geduld bei der Suche nach einem Verlag aufbringen. Beim eher elitären Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt ist es sogar Pflicht – das Lesen aus unveröffentlichten Manuskripten.
Ich habe mich bislang davor gescheut. Mir war es lieber, Texte erst dann vorzutragen, wenn sie schon zwischen zwei Buchdeckeln erschienen sind. Oder, wenn sie eigens für die Lesung entstanden sind, wie beispielsweise meine Geschichten für das Kunsthaus der Apolda Avantgarde.
Die diesjährige Manuskriptwanderung des Schriftstellerverbandes in Thüringen lieferte mir den Anlass, es auch einmal auf diesem Wege zu versuchen. Ich rede mir dabei tapfer ein, dass die Lesung so etwas wie ein „Tag der offenen Schreibstube“ wird. Ich lasse die Öffentlichkeit Einblick in meine Werkstatt nehmen.
Am 31. August ab 19 Uhr werde ich im Bürgerhaus „Thüringer Wald“ nebst Bibliothek in Georgenthal aus meinem neuen Roman lesen, der den Arbeitstitel „Zum Beispiel Laurenz“ trägt. In dem Roman geht es um den langjährigen Italien-Korrespondenten einer süddeutschen Tageszeitung, der plötzlich und scheinbar unbegründet von seinem Posten abberufen wird. Ihm stellt sich die Frage, was er eigentlich aus seinem Leben gemacht hat. Auf einer letzten Reise durch Italien begegnet er noch einmal der Liebe – und bricht mit seinem Beruf.
Wie gesagt, es ist ein Einblick in die Werkstatt, erwartet also nicht zu viel. Die Manuskriptstelle, aus der ich lesen will, muss ich mir erst noch heraussuchen. Das hängt auch davon ab, wie viel Zeit mir bleibt, denn ich stehe bzw. sitze nicht allein auf der Bühne. Zur öffentlichen Lesung anlässlich der alljährlichen Manuskriptwanderung des Schriftstellerverbandes lesen ebenfalls Antje Babendererde, Sieglinde Mörtel und Olaf Trunschke.
Lust, uns zu hören? Laut Bibliothek sind noch ein paar Plätze frei.
Den Wolf herbeigeschrieben
Was der Schreiber so liest (15)
Antje Babendererde: Isegrim
Ich habe keine Ahnung, wann ich das letzte Mal ein Jugendbuch gelesen habe. Doch weil mir Antje Babendererde versichert, „Isegrim“ sei für Erwachsene ebenso geeignet wie für Jugendliche, lasse ich mich auf das Experiment ein.
„Isegrim“ interessiert mich vor allem als Wolfs-Geschichte. Ein Thema, das gerade für Thüringen hochaktuell ist. Und so staune ich über alle Maßen, dass Antje Babendererde das Auftauchen des Wolfes auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Ohrdruf bereits vor fünf Jahren bis ins Detail vorwegnahm. Eine Bestätigung für diejenigen, die schon immer sagten, es sei keine Frage ob, sondern wann der Wolf in Thüringen auftauche. „Den Wolf herbeigeschrieben“ weiterlesen