Was der Schreiber so liest (4)
Sabine Schulze Gronover: Die Flucht der blauen Pferde (2015)
Ermittler wider Willen sind beliebte Protagonisten in der Kriminalliteratur. Mit Konstantin Neumann, einem Ex-Häftling, der nach verbüßter Strafe sein Leben neu ordnen will, hat Sabine Schulze Gronover einen geschaffen, bei dem es schwer fällt, Sympathien zu gewinnen. Vorurteile? Klischees? Mag sein. Der Spannungsfaden, den die Autorin spinnt, lässt einen dennoch nicht los. Er beginnt bei einer Frauenleiche, die man ausgerechnet in Neumanns Hausflur ablegt, und führt dann in die Kunstszene. Naziraubkunst, Fälscher, ein längst verschollen geglaubter Franz Marc und ein alter Freund aus dem Knast, der in einem luxuriösen Hotelzimmer seinem Krebstod entgegensieht und auch bis zum Hals in der Fälscherszene steckt, sind die Zutaten, aus denen Schulze Gronover einen Krimi zusammenbraut, der lange nachschmeckt. Schon bald befindet man sich mit Neumann und der dicken Kommissarin Finke – einer wunderbar gelungenen Figur – auf der Jagd nach den Tätern, und ist bei jeder Wendung versucht, seine schützende Hand über den immer tapsig wirkenden Neumann zu halten.
Kann es sein, dass alle Bewohner des Hauses auf ihre Weise in den Fall verwoben sind? Sind die Täter von einst die Täter von heute? Ist böse immer böse?
Dass am Ende eine dicke Überraschung wartet, dass Klischees ad absurdum geführt werden und sich das Knäuel entwirrt, sind Krimi-Konventionen. Aber wird das titelgebende Bild von Franz Marc wieder auftauchen? Das Bild, das der Leser sozusagen schon mehrfach fast in der Hand hatte?
Mit ihrem fünften Krimi im Kölner Emons-Verlag hat Sabine Schulze Gronover wieder ein äußerst lesenswertes Buch geschrieben.