Der Poet im Dreigestirn

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Iwan Turgenjew: Väter und Söhne. Anaconda Verlag Köln, 2015

Was der Schreiber so liest (11)

Iwan Turgenjew: Väter und Söhne (1861)

Ach, hätte ich nur auf die Literaturgeschichte vertraut. Die zählt Iwan Turgenjew zwar ebenso wie Lew Tolstoi und den von mir so geliebten Fjodor Dostojewski zum Dreigestirn des Russischen Realismus, aber weist auf Turgenjews Sonderrolle hin: Auf die nämlich, beeinflusst von Goethes Werk besonders lyrisch und poetisch zu schreiben. Wie Turgenjew das macht, weiß ich nun auch, es wird in »Väter und Söhne« exemplarisch deutlich.
Arkadi und Jewgeni, zwei Freunde, die sich beim Studium in Petersburg kennengelernt haben, reisen gemeinsam zu ihren Vätern. Beide sind Vertreter der sogenannten Nihilisten, die nichts außer naturwissenschaftlichen Forschungen akzeptieren – beide sind somit Vertreter der »Westeuropäisierung« unter Peter dem Großen. Sie tragen ihren Konflikt mit der konservativen und slawophilen Väter-Generation aus. Besonders, als sich Arkadi und Jewgeni gemeinsam in dieselbe Frau verlieben, tritt Turgenjews Problem zutage, realistisch und poetisch zugleich zu sein.
Mag sein, dass das 1861, im Erscheinungsjahr des Romans, modern und revolutionär war – der Leser von heute wird sich damit schwer tun, es sei denn, er ist generell in die russische Literatur verliebt.
Ich kaufte das Buch gewissermaßen als »Beifang«, als ich ein paar Geburtstags-Gutscheine in einen kleinen Bücherstapel umwandelte. Denn den kleinen Hardcoverband gab es mit ansprechendem Schutzumschlag und Lesebändchen für sensationelle 4,95 Euro. Und das ist vielleicht meine größte Entdeckung an Turgenjew: Der gleichnamige Kölner Verlag hat in seiner »Edition Anaconda« inzwischen 18 Klassiker zu diesem Preis herausgebracht. Darunter befinden sich unter anderem Oscar Wildes »Das Bildnis des Dorian Gray«, Kafka (»Der Prozeß«), natürlich Dostojewski und Tolstoi, aber auch Dickens, London, James Joyce (»Dubliner«) und zwei Bände von Robert Musil.

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