Friede, Freude, Buchverbrennung

Was der Schreiber so liest (31)

Ray Bradbury: Fahrenheit 451 (1953)

Ray Bradbury: Fahrenheit 451 (1953); Verlag Das Neue Berlin, Erstauflage 1974

Wer Bücher nach einer gewissen Zeit ein zweites oder drittes Mal liest, wird feststellen, dass sie sich verändern. Bei nur wenigen ist mir das so deutlich geworden wie jetzt bei Ray Bradburys „Fahrenheit 451“. Bei meiner ersten Lektüre war ich 15 Jahre alt und verschlang kiloweise Science Fiction beziehungsweise utopische Literatur, wie das damals noch hieß. In diesem Jahr habe ich das Buch erneut zur Hand genommen. Und zwar, weil mich in der gegenwärtigen Corona-Krise so ein ebenso unbestimmtes wie unangenehmes Gefühl beschleicht, dass Bücher für die Menschen immer unwichtiger werden – war das nicht schon in „Fahrenheit 451“ so? Das Buch wurde 1953 geschrieben, zu einer Zeit, in der sich die Welt nach dem heißen gerade in den kalten Krieg stürzte. Zu einer Zeit, wo noch niemand forderte, die Sprache möge sich einer gewissen „political correctness“ unterordnen.
Worum geht es in dem Buch. Die Temperatur 451 Grad Fahrenheit entspricht 232 Grad Celsius und damit genau der Temperatur, bei der Bücher Feuer fangen. Solche Bücherverbrennungen sind der Job des „Friede, Freude, Buchverbrennung“ weiterlesen

Vaterland und Muttersprache

Gegen die Talibanisierung der deutschen Sprache

Typewriter

 

 

 

 

 

Kennen Sie Kristin Rose-Möhring? Die Frau mit dem Doppelnamen ist seit 2001 Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums und außerdem „Vorsitzende des Interministeriellen Arbeitskreises der Gleichstellungsbeauftragten der obersten Bundesbehörden“ (IMA). Mal ganz abgesehen von der Frage, was so ein Arbeitskreis macht und ob wir ihn brauchen, hat Frau Kristin Rose-Möhring Anfang März gewissermaßen Geschichte geschrieben. Sprachgeschichte. Anlässlich des Frauentages forderte sie eine Änderung des Textes der deutschen Nationalhymne. Aus „Vaterland“ soll „Heimatland“ werden, die Zeile „brüderlich mit Herz und Hand“ soll geändert werden in „couragiert mit Herz und Hand“.
Meine erste Reaktion darauf war die Frage: Geht’s noch?
Wie sehr muss man eigentlich seine Muttersprache verachten, um das Vaterland abschaffen zu wollen?
Dabei ist Frau Rose-Möhring (für mich nur noch „die unsägliche Frau Rose-Möhring“) nur eine von vielen, die sich, vor allen Dingen in politiknahen Behördenkreisen oder in dem derzeit überschäumenden Feminismus, der der Sache der Frauen mehr schadet als nützt, anschicken, die Sprache einer furchtbaren Talibanisierung unterziehen zu wollen.
Bei dieser Talibanisierung sehe ich drei Erscheinungsformen: „Vaterland und Muttersprache“ weiterlesen