Vaterland und Muttersprache

Gegen die Talibanisierung der deutschen Sprache

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Kennen Sie Kristin Rose-Möhring? Die Frau mit dem Doppelnamen ist seit 2001 Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums und außerdem „Vorsitzende des Interministeriellen Arbeitskreises der Gleichstellungsbeauftragten der obersten Bundesbehörden“ (IMA). Mal ganz abgesehen von der Frage, was so ein Arbeitskreis macht und ob wir ihn brauchen, hat Frau Kristin Rose-Möhring Anfang März gewissermaßen Geschichte geschrieben. Sprachgeschichte. Anlässlich des Frauentages forderte sie eine Änderung des Textes der deutschen Nationalhymne. Aus „Vaterland“ soll „Heimatland“ werden, die Zeile „brüderlich mit Herz und Hand“ soll geändert werden in „couragiert mit Herz und Hand“.
Meine erste Reaktion darauf war die Frage: Geht’s noch?
Wie sehr muss man eigentlich seine Muttersprache verachten, um das Vaterland abschaffen zu wollen?
Dabei ist Frau Rose-Möhring (für mich nur noch „die unsägliche Frau Rose-Möhring“) nur eine von vielen, die sich, vor allen Dingen in politiknahen Behördenkreisen oder in dem derzeit überschäumenden Feminismus, der der Sache der Frauen mehr schadet als nützt, anschicken, die Sprache einer furchtbaren Talibanisierung unterziehen zu wollen.
Bei dieser Talibanisierung sehe ich drei Erscheinungsformen: „Vaterland und Muttersprache“ weiterlesen

Lebenspralle Menschenstudien

Was der Schreiber so liest (18)

Henry Miller: Stille Tage in Clichy (1956)

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Henry Miller: Stille Tage in Clichy. Rowohlt 1983

Nimmt man den Begriff wörtlich als „Hurenmalerei“, dann hat Henry Miller mit „Stille Tage in Clichy“ tatsächlich Pornografie geschrieben. Millers Sohn Tony hört das nicht gern. „Man muss schon sehr verklemmt und böswillig sein, will man in diesem Buch, in dem Miller sein Leben in Clichy beschreibt, Obszönität oder irgend etwas Unrechtes entdecken“, schreibt er. Mich interessierte, wie Miller vor dem Hintergrund eines aktuell überbordenden und sich selbst schadenden Feminismus auf mich wirkt.
Es ist nur ein dünnes Heftchen, das der Rowohlt-Verlag derzeit anbietet. Gerade mal 138 Seiten im Taschenbuch-Format, in denen die Titelgeschichte (81 Seiten) und das dazugehörige Romanfragment „Mara Mignon“ versammelt sind. Ich hatte es aus meiner Jugend umfangreicher in Erinnerung. „Lebenspralle Menschenstudien“ weiterlesen